![]() |
||
Gerhard Leo zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt
Durch Dekret des Präsidenten der Französischen Republik Jacques Chirac vom 26. Januar 2004 wurde auf Vorschlag des Großkanzlers der Legion d'Honneur unser Kamerad Gerhard Leo, ehemaliger Kämpfer der französischen Résistance, zum
CHEVALIER DE LA LEGION D'HONNEUR (Ritter der Ehrenlegion)
ernannt.
Im Namen des Präsidenten wird Herr Abel Farnoux, Commandeur der Ehrenlegion, Vorsitzender der Vereinigung "Memoire des Déportés et des Résistants d'Europe" und Beiratsmitglied des Verbandes DRAFD, am 17. Februar 2004 die hohe Auszeichnung an Gerhard Leo in Berlin überreichen.
Stationen aus dem Leben von Gerhard Leo
Gerhard Leo ist am 8. Juni 1923 in Berlin geboren. Sein Vater, Rechtsanwalt, Sozialdemokrat, aus einer jüdischen Familie stammend, hatte Ende der zwanziger Jahre einen Prozess gegen Joseph Goebbels geführt und gewonnen. 1933 gehörte er zu den ersten Schutzhäftlingen des Dritten Reiches und wurde im Konzentrationslager Oranienburg bei Berlin mehrere Monate festgehalten. Um neuen Verfolgungen zu entgehen, floh Dr. Wilhelm Leo nach seiner vorläufigen Entlassung aus dem KZ im August 1933 mit seiner Familie nach Frankreich. Dort eröffnete er die antifaschistische Buchhandlung LIFA, die zu einer der Begegnungsstätten der emigrierten deutschen Schriftsteller und Politiker in Paris wurde.
Gerhard Leo, der in Paris eine Oberschule besuchte, floh 1940 vor der Invasion der Nazi‑Armee in die zunächst unbesetzte Zone des Landes. 1942 schloss er sich der deutschen, in die Résistance integrierten Widerstandsgruppe TA (Travail Allemand, Deutsche Arbeit) an, die ihn im Mai 1943 als Dolmetscher mit falschen Papieren als Germanistik-Student in die Transportkommandantur der Wehrmacht in Toulouse schickte. Im Februar 1944 von der Feldgendarmerie als Widerstandskämpfer verhaftet, wurde Leo vom Kriegswehrmachtsgericht Toulouse der "vorsätzlichen Zersetzung der deutschen Wehrkraft" und des Hochverrats angeklagt. Das Gericht entschied, wegen der "Schwere der Verbrechen" den Fall an das Oberste Kriegswehrmachtsgericht in Paris abzugeben. Auf der Fahrt nach Paris, von Feldgendarmen bewacht, wurde G. Leo am 1. Juli 1944 bei einem Halt in Allasac, einem kleinen Bahnhof in der Corrèze, von einer Partisaneneinheit befreit. „Le Rescapé“, der Davongekommene war der Name, den ihm seine neuen französischen Kampfgefährten bei den Partisanen gaben. Sie nahmen ihn in ihre Reihen auf und er kämpfte in den Französischen Streitkräften des Inneren (FFI), im 2. Bataillon der FTPF (Freischärler und Partisanen) der Corrèze bis zur Befreiung des Landes, zuletzt im Rang eines Leutnants. Das Foto zeigt Gerhard Leo 1944 als Leutnant der französischen Streitkräfte des Innern Im Sommer 1945 nach Deutschland zurückgekehrt, war er als Journalist tätig, zunächst in Düsseldorf und ab 1954 in Berlin (DDR). Von 1973 bis 1984 war er Korrespondent des "Neuen Deutschland" in Paris. Er lebt seitdem als freier Schriftsteller in Berlin und ist in einer Initiative gegen Abschiebehaft tätig.
In Frankreich und Deutschland erschienene Bücher von Gerhard Leo:
- Frühzug nach Toulouse, Verlag der Nation, Berlin 1988 - Frühzug nach Toulouse, edition q, Berlin 1992 - Un Train pour Toulouse, Messidor, Paris 1989 - Un Allemand dans la Résistance, Editions Tirésias, Paris 1997 - Aufruhr einer Paria, Das abenteuerliche Leben der Flora Tristan, Dietz ‑Verlag, Berlin 1990 - Flora Tristan, La Révolte d'une Paria, Editions de l'Atelier, Paris 1994
Übersetzungen:
Vom Französischen ins Deutsche:
- Gilles Perrault, Die Gärten des Observatoriums, edition. q, Berlin 1996 - Gilles Perrault, Doppelmord in der Avenue Victor Hugo, edition q, Berlin 1993 - Francis Combes, Maskenball auf Minitel, Reiher Verlag, Berlin 1991
Vom Deutschen ins Französische:
- Fritz Lettow, M~decin aux enfers, Editions Le Temps des Cerises, Paris 2003
Aus einer ersten Stellungnahme von Gerhard Leo
Die hohe Auszeichnung ist für mich eine große Ehre und Freude. Sie ist aber auch eine Würdigung aller Deutschen an der Seite der französischen Résistance, der Widerstandsorganisation "Travail Allemand" und des Komitees "Freies Deutschland" für den Westen. Ich denke in diesem Augenblick an unsere mehr als hundert Kameradinnen und Kameraden, die im Kampf für die Befreiung Frankreichs und also auch für die Befreiung ihres eigenen Landes gefallen sind, von deutschen Exekutionskommandos erschossen, schon während der Folter bei der Gestapo ermordet, nach dem Todesurteil hingerichtet wurden und in KZ-Lagern umkamen. Mehr als sechzig Jahre nach den Ereignissen ist die Erinnerung an den gemeinsamen Kampf deutscher Antifaschisten und französischer Patrioten noch lebendig, ja, das Interesse dafür scheint zu wachsen. Es geht um die Vermittlung der Werte, die uns damals bei unserem Kampf gegen die Nazi-Barbarei über alle Parteigrenzen und Meinungsverschiedenheiten hinweg verbanden: die Souveränität der Nationen, die Wahrung der Menschenrechte, Freiheit und Demokratie, gleichberechtigte Zusammenarbeit der Völker in Frieden. So gehört unser gemeinsamer Kampf von damals zu den guten Traditionen der deutsch‑französischen Freundschaft von heute."
|
||
![]() |
||
Optimiert für Internet Explorer / Netscape ab Version 4.0, 15"-Monitore mit einer Auflösung von 800 x 600 Pixeln. |