18.02.2004
Kommentar
Ritter des Tages - Chevalier Gerhard Leo
Vermutlich ist die Zahl derer, die bislang – und bislang heißt immerhin seit
Napoleons Zeiten, genauer: seit dem Jahr 1802 – mit der höchsten
französischen Auszeichnung geehrt worden sind, ebenso Legion wie ihr Name:
Légion d’honneur – Ehrenlegion. Weit weniger zahlreich dürften unter den
Trägern dieser in fünf Stufen verliehenen Auszeichnung ausländische Bürger
anzutreffen sein, und vermutlich überschaubar bleibt unter diesen die Zahl
derer, die der einst erzfeindlichen Nation der Deutschen angehören.
Daß dem so ist, daß Franzosen und Deutsche heute nicht nur
nachbarschaftlich, sondern freundschaftlich miteinander verbunden sind, ist
genaugenommen auch ein Verdienst des jüngsten von Frankreichs Präsident
Jacques Chirac ernannten »Chevaliers de la Légion d’honneur«. Gerhard Leo,
nun also Ritter der Ehrenlegion, war 1933 mit seinen Eltern aus
Hitlerdeutschland nach Frankreich emigriert und hatte sich nach dem
faschistischen Überfall in die französische Widerstandsbewegung gegen die
Naziokkupation eingereiht. Auch in den Jahren und Jahrzehnten nach dem Krieg
blieb der heute 80jährige seiner zweiten Heimat aufs engste verbunden – sei
es als Auslandskorrespondent des Neuen Deutschland in Paris oder als
Repräsentant von Organisationen deutscher Antifaschisten, deren Erfahrungen
im Kampf gegen Faschismus und Krieg nach wie vor gefragt und unentbehrlich
sind. Am gestrigen Abend nahm Gerhard Leo in Berlin aus den Händen von Abel
Farnoux, Vorsitzender der Vereinigung »Mémoire des Déportés et des
Résistants d’Europe« und selbst Commandeur der Ehrenlegion, die hohe
Auszeichnung entgegen. Félicitation! Herzlichen Glückwunsch, Chevalier! (peer)
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