Wider das Vergessen - am 9. Juni 2004 jährten sich zum 60.mal die Verbrechen der SS-Division „Das Reich“ in Tulle

Die Zeitung „LA MONTANGNE“ vom 10.6.2004 berichtet wie die anderen Zeitungen der Region ausführlich. Zu den Beiträgen von Dominique de Villepin, Innenminister der französischen Republik und François Hollande, Bürgermeister und Mitglied der Nationalversammlung, zum Auftakt der Manifestation schreibt sie:

 

Die Verantwortung jedes Einzelnen...

 

In ihren Reden betonten Dominique de Villepin und Francois Hollande die Bedeutung der Tragödie, aber auch dass aus ihr Lehren gezogen werden müssen. 

Der Minister, der der Darstellung der Ereignisse des Juni 1944 viel Platz in seiner Rede einräumte, unterstrich: „Die Versöhnung wächst nur auf den Boden der Erinnerung. (...) Den Leiden der Verschwundenen muss eine Stimme gegeben werden, all jenen die vergessen sind, für all jene die nichts davon wissen.“ Er gedachte der Opfer genauso wie jenen, die erreichten, dass die Zahl der Opfer verringert wurde, „wie jenes deutschen Soldaten, der hervortrat um seinen Vorgesetzten dazu zu bringen den letzten Verurteilten zu verschonen.“ 

Dominique de Villepin betonte, „ihr Martyrium ist eine Appell an die Wachsamkeit und an den Willen. Wachsamkeit, weil wir wissen, dass das Dunkelste in den Zeiten des Feuers zum Vorschein kommen kann (...). Diese Lehre teilen alle Europäer.“ Die Völker Europas wollen heute einen Frieden, „der nicht davor zurückweicht unsere grundlegendsten Werte zu verteidigen, wenn sie bedroht werden: der Achtung des Menschen, seiner Würde, seiner Freiheit, der Ablehnung des Hasses, des Antisemitismus, des Fremdenhasses und des Rassismus. Ja, das Opfer von Tulle, ist eine der brutalen Etappen auf dem Weg zu dieser Bestimmung Europas.“ 

Der Minister fügte hinzu: „Tulle ist aber auch ein Appell an den Willen eines jeden unter uns. Zusammenleben unter Achtung des Rechts, ein Recht, das jeden Tag neu bewiesen werden muss. Und er erwähnte die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich „als ein Beispiel für Versöhnung“.  

„Für uns ist die Versöhnung nicht gleichzusetzen mit dem Vergessen“ betonte Francois Hollande, denn auch „60 Jahre danach, erhebt Tulle sich gegen die Straflosigkeit der Verantwortlichen des Massakers: Nazi-Militärs, aber auch französische Milizionäre, die größtenteils nie zur Verantwortung gezogen wurden, nach denen nie gefahndet wurde, die nie endgültig verurteilt wurden.“ Er erinnerte auch daran, „dass das Gedenken untrennbar mit der Erinnerungsarbeit und der Geschichte verbunden ist.“, er präzisierte das in dem er sagte, „das bedeutet sich die infernale Logik der Taten der SS vor Augen zu führen, die versuchte durch Verbrechen an der Zivilbevölkerung, die Résistance zu erniedrigen und so durch den Schock des Terrors die Franzosen untereinander zu spalten.“  

Francois Hollande bestätigte, dass diese Gedenkarbeit ihre Fortführung durch die Errichtung einer Gedenkzentrums finden wird. „Es soll auf Initiative der Stadt, der Opferfamilien und, so hoffe ich, durch die Unterstützung der öffentlichen Hand errichtet werden.“ Besonders mit Hinsicht auf die vielen Anwesenden Jugendliche, unterstrich er: „Durch das Wissen um die Dimensionen der tragischen Ereignisse des Juni 1944, wissen die Jugendlichen um die Verletzbarkeit des Friedens und um die Verantwortung jedes Einzelnen, ihn zu bewahren.“.

 

Im weiteren kamen in „LA MONTANGNE“ auch fünf junge Teilnehmer an der Gedenkveranstaltung zu Wort, so auch Heike und Thomas

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„Um ihre Meinung gefragt: Welche Bedeutung hat für Euch Eure Anwesenheit hier und heute?“

 

Heike Habrecht, 18 Jahre:

„Das wichtigste, das sind die Gedenkfeiern zum 60. Jahrestag der Ereignisse in Tulle und Oradour. Ich will mehr darüber wissen, denn in Deutschland wird nicht viel über dieses Thema gesprochen. Zum ersten Mal empfangen uns Franzosen, und das ist etwas außerordentlich besonderes. Ich habe das Glück an dieser Reise teilzunehmen und ich will so viel wie möglich davon mitnehmen, um meine Erfahrungen an andere weiterzugeben.“

 

Thomas Schober, 25 Jahre:

„Ich habe mich verpflichtet gefühlt zu diesem Anlass nach Frankreich zu reisen. Wir haben die Möglichkeit über die schrecklichen Ereignisse mit Überlebenden und alten Widerstandskämpfern zu sprechen. Ich betrachte dies als eine unglaubliche Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln und andere Menschen kennen zu lernen. Wir sind nicht zu letzt auch hier, um darüber zu diskutieren und Gedenken lebendig zu halten. Vor allem, da die Verbrechen von Tulle und Oradour in Deutschland kaum bekannt sind.“

 

(Aus dem Französischen: André Keil)

wird fortgesetzt

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