Botschaft von Abel Farnoux, Präsident von „Mémoire des Déportés et des Résistants d’Europe“ anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Versöhnen ist nicht Vergessen“ am

2. Mai 2005 in Berlin

 

 

Liebe Freunde,

Ich bin sehr bewegt, dass mir mein Freund Gerhard Leo angeboten hat, die Ausstellung „Versöhnen ist nicht Vergessen – Oradour-sur-Glane und Tulle 1944-2004“ zu eröffnen. Wir arbeiten beide daran, junge Franzosen, Deutsche, Polen und Engländer zur Fortsetzung unseres Kampfes für Freiheit und Menschenrechte zu bewegen, ein Kampf, für den so viele unserer Kameraden ihr Leben lassen mußten. Mein Wunsch ist es, die Jugendlichen und die Älteren, die diese Ausstellung gemacht haben , in die internationale Gemeinschaft der Jugendlichen aufzunehmen, die für das gleiche Ziel tätig sind, in die „Junioren der Stationen der Erinnerung“, wie wir es nennen, einer bedeutenden Sektion von „Mémoire des Déportés et des Résistants d’Europe“. Gemeinsam mit einigen der Junioren und mit Euch habe ich am 10. Juni des vergangenen Jahres in Oradour-sur-Glane am 60. Jahrestag des Massakers Blumen niedergelegt, um Eure Aktion zu unterstützen.

 

Ich bedauere es sehr, nicht heute bei Euch in Berlin zu sein, wie ich es fest geplant hatte. Bei einem dummen Unfall habe ich mir die rechte Schulter gebrochen und die Ärzte haben mir alle Reisen strikt untersagt. In Gedanken bin ich aber bei Euch in Berlin. Vor 60 Jahren, am

1. Mai 1945, bin ich nach 15 Nächten der Flucht und nach zwei Jahren Konzentrationslager auf die 5.USA-Armee in Deutschland gestoßen, die mich zum Oberleutnant ernannte und nach Berlin schickte, um von dort zu versuchen, einige unserer Kameraden, die soeben befreit worden waren, heim zu führen. Wenige Tage später traf ich in der zerstörten Stadt ein, in der die Spree noch tausende Leichen mit sich führte.

 

Ich danke Euch dafür, dass Ihr die Ausstellung zustande gebracht habt, die an die Wurzel der europäischen Verständigung erinnert: an die gemeinsamen Werte der Résistancekämpfer aller Länder Europas. Für mich ist die Brüderlichkeit mit Kameraden vieler Nationen seit langem ein Leitmotiv. Der erste, der mich ansprach, als ich 1943 in Buchenwald eintraf, war Kurt Schumacher, ein deutscher Häftling, der spätere Neugründer der SPD. Der zweite war mein Kamerad Benes, der Neffe des tschechoslowakischen Präsidenten, der dritte ein Pole, der vierte ein Holländer. Auch hinter dem Stacheldraht der Lager schwebte uns ein geeintes Europa vor, ein Europa der Gleichberechtigung der Freiheit und der Demokratie. Durch Eure Teilnahme an den Feierlichkeiten im Limousin und durch Eure Ausstellung habt Ihr Euch zu diesem Europa bekannt und dafür danke ich Euch herzlich.

 

 

Abel Farnoux

Großoffizier der Ehrenlegion

Paris, 1. Mai 2005

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